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Geschichte

Als fünftgrößte Gemeinde ist Utting heute einer der bedeutendsten Orte im Landkreis Landsberg. Die Gemeindeflur wird etwa in der Mitte vom Mühlbach (im Mittelalter Weschach oder Weschbach genannt) durchflossen, an dessen Austritt in die Uferebene des Ammersees die Ortsgründung erfolgte. Der Fahrmannsbach im Norden wird 1602 als Grenze zwischen den Hofmarken Utting und Greifenberg bezeichnet. Die höchste Erhebung bildet der westlich des Reichhofes auf einem Höhenzug gelegene Punkt 650,8 des Meßtischblattes. 

Die ältesten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit gehen in das letzte Jahrhundert v. Chr. zurück. 1,5 km westlich des Dorfes liegt eine spätkeltische Viereckschanze (Flurname: “In der Schanz”) mit einem trapezförmigen Grundriß von 100 auf 150 m Seitenlänge und einer Toröffnung auf der Westseite. Mit dieser Ausdehnung übertrifft sie die Durchschnittsgröße solcher Anlagen in Bayern, die nach den Ausgrabungsergebnissen kultischen Zwecken gedient haben müssen. Der Zug der Römerstraße Augsburg-Brenner ist in der Uttinger Flur an mehreren Stellen gut zu verfolgen. 

Utting ist neben Eching und Herrsching der einzige ing-Ort am Ammersee und erweist sich damit als eine germanische Wiedergründung der Landnahmezeit, deren Name von “Uto” abgeleitet wird; von den 5 Orten gleichen Namens in Bayern bei weitem der größte und bedeutendste. Zahlreiche Reihengräberfunde aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. bestätigen das hohe Alter der Ansiedlung. Schon um 1880 stieß man in den Pfarräckern auf geostete Skelette mit Beigaben und Jahrzehnte später am “Adlbuchberg” auf ein männliches Skelett mit einer Spatha (Langschwert). Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Im Traditionskodex von Dießen wird 1122 Meingoz von Utting als Zeuge genannt. Um diese Zeit hatte die Siedlung einen eigenen Ortsadel, dessen kleiner Burgstall auf einem künstlich geböschten Hügel zwischen der Kiesgrube und dem Mühlbach noch zu erkennen ist. Später erschienen die Herren von Witolzhoven (Wilzhofen), welfische Ministerialen, als Herren des Dorfes. Im Jahr 1330 übergibt Ulrich der Witelshover das Patronatsrecht bei der Pfarrkirche an das Kloster Dießen, 1347 folgt die Übergabe des Zehent und Kirchensatzes “mit allen rechten und nuzen”.

Utting war sicher schon im 13. Jahrhundert Pfarrort; als erster Pfarrer erscheint um 1370 Berchtold der Hodes. Schon 1356 und 1410 wurde die Ansiedlung in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Bayern “Markt” genannt. 1458 verlieh Herzog Albrecht III. die Hofmark Utting an das Kloster Andechs, das von da an die niedere Gerichtsbarkeit bis 1803 ausübte und einen eigenen Amtmann einsetzte. Das Kloster Steingaden erhielt nach einer Urkunde von 1473 zwei Teile des Groß- und Kleinzehents zu Utting. Die Pfarrkirche Mariae Heimsuchung hat im Jahr 1819 der Landsberger Baumeister Joseph Köpfle neu errichtet. Der Turm mit Zwiebelhaube war 1770 bei einem Erdbeben eingestürzt; sein Wiederaufbau erfolgte auf den Fundamenten eines romanischen Chorturmes. Von wesentlich höherer architektonischer Bedeutung ist die St. Leonhardskirche. Sie wurde von 1707 bis 1712 als barocker Saalbau errichtet, nachdem schon seit dem Mittelalter hier eine Kapelle stand. Der Entwurf dürfte auf den Klosterbaumeister Michael Natter zurückgehen, der aus der Vorarlberger Bauschule kommt.

1972 kam der Ortsteil Holzhausen von der Gemeinde Rieden zur Gemeinde Utting. Holzhausen ist urkundlich überliefert als Isanhart aus dem Geschlecht der Huosier im Jahr 776 “Holzhusun” dem Kloster Schlehdorf vermachte. 1226 besaß ein gewisser Otto Fues von Bernried das Patronatsrecht in “Holzhusin” und das dortige Gut Vischlehen. Im 14. Jahrhundert hatte bereits das Kloster Dießen den “unteren und den oberen Hof” im Besitz. 1456 wird die St. Ulrichskirche als Pfarrkirche erwähnt. In aussichtsreicher Lage steht die St. Ulrichskirche, ein einfacher Bau mit romanischem Langhauskern und halbrundem Chor; das Oberteil des Zwiebelturmes wurde wohl 1801 errichtet.

Nach ersten Anfängen ab 1943 im Kloster St. Dominikus (das heute nicht mehr besteht), hat die Bayerische Verwaltungsschule seit 1949 mit ihrer Tagungsstätte in Holzhausen am Ammersee einen auch weit über Bayern hinaus bekannten und geschätzten Standort gefunden.
Die Bayerische Verwaltungsschule, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, wird getragen von den bayerischen Gemeinden, Landkreisen, Bezirken und vom Freistaat Bayern. Sie ist für die Aus- und Fortbildung der inneren Staats- und der Kommunalverwaltung zuständig. Jährlich kommen etwa 3000 Lehrgangs- und Seminarteilnehmer an den Ammersee.

Nach der kommunalen Neugliederung kam noch das Staatsgut Achselschwang hinzu. Nachfolgend ein paar Bilder vom Staatsgut.

In Utting wurde im Juni 1944 ein Arbeitslager errichtet, welches zum Verbund des KZ-Komplexes Kaufering (Dachauer KZ-Außenkommando) gehörte. Es existierte nur relativ kurze Zeit, nämlich bis April 1945, und war von der Organisation Todt geplant worden, der 1938 gegründeten und nach ihrem Leiter Fritz Todt benannten, staatlichen Vereinigung, die die Aufgabe hatte, militärische Bauvorhaben in Deutschland durchzusetzen. Im Landkreis Landsberg entstand so ein bis Utting reichender Verbund von insgesamt elf Lagern. Dorthin wurden hauptsächlich jüdische KZ-Häftlinge (vor allem aus den damaligen Ostgebieten) deportiert, um deren Arbeitskraft rücksichtslos auszunutzen. Die Nationalsozialisten nannten es Vernichtung durch Arbeit. Unter der Tarnbezeichnung Ringeltaube sollten drei gigantische, unterirdische Flugzeugfabriken entstehen, alle westlich bis nordwestlich von Landsberg gelegen, in denen man die Abfangjäger Me 262 bauen wollte. Es kam nie dazu.

Auf dem sog. Dyckerhoff-Gelände (während des Krieges nur das OT-Gelände genannt)  wurden Fertigteile für den Innenausbau dieser geheim gehaltenen Montagehallen hergestellt. Die Baufirma “Dyckerhoff & Widmann” war von der Organisation Todt beauftragt worden, das Uttinger Betonwerk zu betreiben. Die KZ-Häftlinge mussten von der Kiesgrube, die östlich der Straße nach Diessen lag, Schienen bis auf das Fabrikgelände verlegen; die fertigen Beton-Teile wurden dann mit der Ammerseebahn bis Kaufering bzw. Landsberg transportiert. Das KZ mit seinen rund 650 Häftlingen (in den letzten Kriegswochen davon ca. 15 Frauen) befand sich zwischen Utting und Holzhausen, dort, wo nach dem Krieg die Schönbach-Siedlung entstand. Direkt daneben liegt heute die Uttinger Wertstoffsammelstelle, wo man damals die Lagerküche eingerichtet hatte.

Im April 1945, während der letzten Kriegstage, wurden die Häftlinge bei Kälte und Schnee gezwungen, Utting wieder zu verlassen. Sie mussten zuerst nach Dachau und dann Richtung Alpen marschieren (Todesmarsch). Viele starben unterwegs, manche wurden befreit und überlebten. Hieran erinnert das Mahnmal in der Holzhauser Straße, Einmündung Schönbachstraße.

An das KZ Utting erinnert auch der Jüdische Friedhof in dem kleinen Waldstück hinter der Schönbach-Siedlung sowie das Mahnmal mit den drei Stelen am Holzbach/Josef-Clemens-Straße. Das Gelände der Betonfabrik, die “Dyckerhoff & Widmann” noch bis 30.04.1996 betrieb, wurde in ein Wohngebiet umgewandelt, bei dem auch Uttinger im Rahmen eines Einheimischenmodells zum Zuge kamen.

Literatur:
Ben-Dor, David: “Die schwarze Mütze. Geschichte eines Mitschuldigen”; Reclam Leipzig, 2000
Fenner, Barbara: “Wir machen ein KZ sichtbar”, Katalog zur gleichnamigen Schülerausstellung im Bunker der Welfenkaserne Landsberg; 2000 erschienen beim Verlag Barbara Fenner, Hofstetten
Ganor, Solly: ” Das andere Leben. Kindheit im Holocaust”; Fischer-Taschenburch, 1997
Raim, Edith: “Die Dachauer KZ-Außenkommandos Kaufering und Mühldorf. Rüstungsbauten und Zwangsarbeit im letzten Kriegsjahr 1944/45, Dissertation an der LMU München; 1992 erschienen bei der Landsberger Verlagsanstalt Martin Neumeyer

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